Von der Bodenreform waren wir in Heubisch nicht betroffen. Es gab keine Großgrundbesitzer, die meisten Bauern hatten zwischen 10 und 20 Hektar Land. Der größte Bauer wohnte in Rohhof, er hieß Bauersachs und hatte etwas über 50 Hektar. Die Enteignung von Boden begann bei 100 Hektar Land. Von der Geschichte her war Heubisch ein Dorf mit freien Bauern, es gab kein Schloß und keinen Großgrundbesitzer. Somit fand auch keine Enteignung von Grund und Boden in unserer ganzen Region statt. Ende der 40-er Jahre baute mein Vater ein eingestürztes Scheunengebäude wieder aus. Es war alt und in meiner frühesten Kindheit schon baufällig. Zu diesem Zweck verkaufte er Ackerland, das direkt an der Neustädter Straße gelegen war. Das Bauholz stammte aus unserem eigenen Wald, allerdings mussten wir eine Genehmigung bei der Behörde einholen. Dann hat mein Vater eine Zimmermannsfirma aus Steinach mit dem Neubau dieses verfallenen Scheunenteils beauftragt. Vom April bis Anfang Juni waren die Handwerker bei uns. Dies bedeutete, das meine Mutter für sie kochen mußte, also Vollverpflegung vom Frühstück bis zum Abendbrot. Alle diese Strapazen waren vergessen, wenn wir unsere neue Scheune anschauten. Eine feste Holztreppe führte in die obere Etage, in der zwei Fenster angebracht waren, von dort konnten wir bis auf die Höhe von Oerlsdorf schauen. Es war alles solide und praktisch angelegt. Ich glaube mein Vater war stolz, nach dem Krieg das längst fällige Bauen und Sanieren angefangen zu haben. Er setzte auch ein Zeichen mit diesem Neubeginn. Unsere Verwandten und Nachbarn, die den gleichen Namen hatten wie wir, fingen daraufhin ebenfalls an, eine ganz neue Scheune zu bauen. Natürlich war sie viel geräumiger als unser Anbau. Der Vetter meines Vaters war ja auch ein größerer Bauer, der sich zudem auf die Pferdezucht spezialisiert hatte.
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