Meine Freundinnen und Cousinen hatten im Winter 1951 Tanzstunde; ich hatte keine Zeit und auch keine Lust dazu. Im zweiten Jahr hatte ich dann ganz gut den Anschluß an den Unterrichtsstoff und den Wissensstand meiner Mitschüler erreicht. Im Winter 1952 kam wieder ein Tanzlehrer nach Heubisch und gab Unterricht. Diesmal lernte ich auch Tanzen, war ich doch mittlerweile 16 Jahre alt. Zur Kirchweih wurde getanzt, aber so begeistert war ich nicht. Lieber wäre ich irgendwo hingegangen, um etwas Neues zu hören und zu sehen. Pfingsten, es war in diesem Jahr 1952 Anfang Mai, hatte ich als 16 jähriges Mädchen das Kindesfest in Heubisch mitzugestalten. Es sollte, wie schon Jahre vorher, bei uns im Garten stattfinden. Lange Tafeln und Stühle wurden Aufgestellt. Im hinteren Garten waren für die Kinder Belustigungen vorgesehen. Sackhüpfen, Seilspringen, mit dem Pfeil schießen und allerhand Spiele für kleine und Größere Kinder waren vorbereitet. Es gab sogar Eis zu kaufen, eine Große Seltenheit und eine große Attraktion in dieser Nachkriegszeit. Ansonsten gab Es Bier und Liköre und auch Schnaps, für Kinder rote- und grüne Limonade zu Kaufen. Abends war Tanz auf dem Saal bei Knauers. Als Essen gab es belegte Brote. Ich hatte die Tische im Garten zu bedienen und kaum Zeit , meine Freundinnen zu begrüßen. Aber es macht mir Spaß etwas zu tun, die Anstrengungen würden am mächsten Tag vergessen sein. In einem unserer Fremdenzimmer wohnte ein Polizist aus einer anderen Gegend. Niemand fragte, was er eigentlich auf dem Dorf wollte. Im Ort gab es doch genug Grenzpolizisten, wieso benötigt man noch einen, der im Gasthaus wohnt? Er unterhielt sich abends bei einem Bier mit meinem Vater, alle fanden den Fremden nett, ich auch. Wir dachten uns auch nichts böses dabei, als es plötzlich mehr Lohn für Arbeiter und Angestellte gab, auch eine kleine Rentenerhöhung bekanntgegeben wurde. Von der Gemeinde her wurde dies mit der Grenznähe der Orte begründet. Die Zuschläge sollten eine Entschädigung für die Nachteile sein, die die Orte erleiden mußten durch die Grenze. Die Zuschläge für Löhne und Gehälter betrugen 15 % des Bruttogehaltes bzw. Lohnes. Ja, das war doch was! Viele wurden damit versöhnlicher gegen die ostdeutsche Regierung gestimmt. Dass es nur ein Trostplaster für die folgenden Maßnahmen der Regierung gegen die Bevölkerung der Grenznahmen Ortschaften war, daran dachten die Menschen noch nicht.
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