
da wollte der Teide auch abgelichtet werden. Eine kleine Seitenstrasse bot willkommenen Platz. Aber was da – da gehts nicht weiter. Kanarische Straßenbauarbeiter verrichteten mürrisch aber doch vergnügt ihre Obliegenheiten.

Also wieder zurück zum Leihcitroën. Wenden geht auch nicht, also Rückwärtsgang rein und Schulterblick.
Plötzlich macht es RUMMS. Der Wagen sitzt fest und ist auf der Fahrerseite bedenklich zur Seite geneigt. Gleich komnen die Männer gerannt und werfen sich schützend erstmal auf die Beifahrerseite. Mir wird bedeutet, ruhig zu bleiben. Dann kommt der Schaufelbagger angekrochen, schiebt seine beiden Schaufelzähne unter den Wagen und versucht mich aus der Lage zu befreien. Die dicken Räder drehen durch, der Bagger hebt ab. Brenzlich. Aberplötzlich geht es doch, ich werde samt Saxo angehoben, ich steige vorsichtig aus und alle schieben die Karre wieder auf die Straße. Die beiden Schrammen waren leider nicht zu übersehen.

Da heißt es also schlau vorgehen – die Hitsche also nicht frühmorgens, sondern abends bei einbrechender Dämmerung abgeben und die Vermieterin mit anderen Mängeln ablenken. Bisher ist alles OK. Der Wagen hatte 140000 km auf dem Tacho. Selbst wenn der täglich vermietet war und tatsächlich 40 km pro Tag gefahren ist (mehr ist wahrlich auf Gomera nicht drin), muss der schon steinalt sein.
Weitere Beobachtungen über den durchschnittlichen Valle-Gran-Rey-Besucher: der durchschnittliche Mann hat ein Pferdeschwanz und oft einen Bart, die Frauen tragen Rock und haben (euphemistisch gesehen) zarte, feste Brüste mit geilen Nippeln - also im Klartext: „von der Natur nicht so verwöhnt“. Dem Vernehmen nach nimmt diese alternative Klientel immer mehr ab. Letztens ist ein neues Gesetz rausgehauen worden, das Lifemusik in den gomeranischen Kneipen verbietet. In Vueltas dürfen keine Tische mehr auf dem Bürgersteig stehen. Wo führt das nur noch hin?
Da zwischen Bevölkerungsdichte und Augenfokus bekanntermaßen eine positive Korrelation besteht, müssen die meisten Besucher der wunderschönen Insel aus Hamburg oder ähnlichen Großstädten
kommen. Der Blick ist vornehmlich auf einen Punkt am Horizont fokussiert.
Die klassische Urlaubsfamilie scheint es nicht mehr zu geben – die größte Gruppe scheint die der alleinerziehenden Muttis mit ihren Rangen zu sein, die dann im richtigen Alter, gewältig rumpöbeln und eine gewisse Vorfreude auf die nächsten Tage erzeugen.

Das ist nun wirklich das Graunen. Aber eben auch ein Produkt und bedient ein gewisses Leistungssegment. Bis La Puntilla ist es eben auch beschwerlich und das ist gut so. So trifft sich auf dieser beschaulichen Inse eben nicht Prols oder Schickimicki, sondern eben ganz normale Leute, die sich die vielfältigen Heilsangebote reinziehen. Wie zu erwarten ist hier einfach alles möglich. Da gibt es auch Lichtarbeit und Geistheilung. Douglas Hofstadter nennt solche Menschen „Schwindler und Betrüger“ – wir denken nur teilweise so und reden, das ist ein ganz anderer Schnack. Das hat dann etwas mit Wertschätzung und so zu tun.

Hier im Café Olé im Charco del Conde werden schlimmste Befürchtungen der Kunden in Köln/Berlin/München/Hamburg war: Wir sitzen gramgebeugt in unseren grauen Büros und diese Webfuzzies schillen voll auf angesagten Inseln ab, glotzen den ganzen Tag auf Palmen, Strand und junge Frauen und wenn wir mal genervt wegen einer „Ungereimtheit“ anrufen, dann haben die auch noch Siesta und lassen sich ein drittes Ei wachsen . Tatsächlich sitzen hier immer völlig entspannte Leute mit MacBooks rum. Ja, sicher: der Gedanke drängt sich auf. Warum zurück in das kalte Deutschland und nicht das ganze Jahr „vor Ihren Augen frischgepresster Bananen-Mange-Saft, der Trinkhalm verstopft“?