Militärische Lage: Deutschland hat im Osten Polen, den größten Teil von Kurland und Litauen besetzt. Serbien und Montenegro ist ganz in unserem Besitz. Im Westen Belgien, außer einem kleinen Teil bei Ypern. In Frankreich geht die Grenze bei Lille, an Reims vorbei, die Provinz Champagne ist zum größten Teil von uns besetzt. Nach Süden zu bei Verdun finden momentan heftige Kämpfe statt, in denen unsere Truppen Terrain gewonnen haben, darunter zwei große Forts, was zu den schönsten Erwartungen für die Zukunft und die Niederwerfung Frankreichs berechtigt. Aber leider muß man zugeben, daß Frankreichs Kraft noch lange nicht gebrochen ist, denn bei den Kämpfen um Verdun haben die Franzosen immer wieder zu Gegenstößen ausgeholt und uns das eroberte Fort Faux wieder abgenommen.
Wirtschaftliche Lage:
Auf dem Lande merkt man von der Not weniger als in den Städten. Die Fettstoffe, wie sie heißen mögen, sind sehr knapp, dergleichen auch Fleisch, es ist kaum noch zu bekommen. Heute verkaufte Wolln Karl eine kleine Stallkuh an Frieß in Oberlind, für 845 Mark. Für 1 paar Ochsen, vielleicht 26 Ztr. schwer, bot er Karl dreitausendzweihundert Mark, ohne daß diesselben geboten wurden. Anwesend waren bei diesem Handel auch Maurermeister Bätz und Wachtmeister Walther.
Heute wurde der überschüssige, vor längerer Zeit durch eine Kommision aufgenommene Hafer von Marseille, Köppelsdorf abgeholt. Für den Zentner wurden 18 Mark bezahlt. Wir mußten 20 Zentner abgeben, es war lauter hinterer.
Schöne, sehr schöne Witterung, wirtschaften an der Reicherswiese, nehmen ab am Fluß und bauten den Reichersgraben mit Faschinen um und füllten mit Erde aus.
Frühlingswetter: Wir fuhren das erste Mal ins Feld. Im Sand wurde auf Gerstenfeld Mist gefahren und reingeackert.
Herlesgasse Kartoffelmist gefahren und runtergeackert, schöne Witterung.
Bei Verdun alles beim alten. bis jetzt das gewaltigste Ringen im Weltkriege.
Die französischen Truppen leisten Ungeheures, um unser Vordringen aufzuhalten. Reichstagssitzung. Soeben sendet Albin Friedrich eine Abschiedskarte aus Mühlhausen, er ist gestern abend 9.30 nach Frankreich abmarschiert, ein letzter Gruß?
Bei Onkel Louis zwei Schweine geschlachtet.
Die militärische Lage annähernd unverändert. Die Russen gehen bei Dünaburg zur Offensive vor und werden immer wieder unter ungeheuren Verlusten zurückgeworfen.
Herbert rückte von Hildburghausen nur nach Westen.
Die vierte Kriegsanleihe wurde mit ca. 11 Milliarden Mark gezeichnet. Im Reichstag gab es stürmische Szenen, die Sozialdemokratische Partei hat sich gespalten.
Haase und Ledebour übernehmen den Vorsitz der 18 Abgefallenen.
Kühle Witterung, die Bestellarbeiten gehen langsam vonstatten. Hafer wird noch wenig gesät. Steiner von der Ziegelei auf Urlaub, seine Stimmung ist recht mißmutig, er mag gar nichts mehr vom Krieg wissen, er klagt sehr über seine Vorgesetzten, im allgemeinen wird sehr über das Offizierspersonal geklagt, jeder Urlauber singt dieses Lied.
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