Der Heubischer Viktor
Tagebuch des Landwirts, Metzgers und Schankwirts Viktor Walther aus Heubisch 
Einleitung

Die Jahre
1.März 1916
2.April 1916
3.Ostern 1916
4.Mai 1916
5.Juni 1916
6.Sommer 1916
7.Herbst 1916 / Das zweite Kriegsjahr
8.Weihnachten 1916
9.Winter 1917
10.Ostern 1917
11.Frühjahr 1917
12.Sommer 1917
13.Herbst 1917
14.Weihnachten 1917
15.Winter 1918
16.Frühjahr 1918
17.Sommer 1918
18.Herbst 1918
19.Weihnachten 1918
20.Winter 1919
21.Frühjahr 1919
22.Sommer 1919
23.Herbst 1919
24.Winter 1920
25.Frühjahr 1920
26.Sommer 1920
27.Herbst 1920
28.Winter 1921
29.Frühling 1921
30.Sommer 1921
31.Herbst 1921
32.Winter 1922
33.Sommer 1922
34.Herbst 1922
35.Winter 1923
36.Frühling 1923
37.Sommer 1923
38.Herbst 1923
39.Das Jahr 1924
40.Das Jahr 1925
41.Das Jahr 1926
42.Das Jahr 1927
43.Das Jahr 1928
44.Das Jahr 1929
45.Das Jahr 1930
46.Das Jahr 1931
47.Das Jahr 1932
48.Nachruf
Das Ende
Die Fortsetzung

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Am 9. März 1916 

Militärische Lage: Deutschland hat im Osten Polen, den größten Teil von Kurland und Litauen besetzt. Serbien und Montenegro ist ganz in unserem Besitz. Im Westen Belgien, außer einem kleinen Teil bei Ypern. In Frankreich geht die Grenze bei Lille, an Reims vorbei, die Provinz Champagne ist zum größten Teil von uns besetzt. Nach Süden zu bei Verdun finden momentan heftige Kämpfe statt, in denen unsere Truppen Terrain gewonnen haben, darunter zwei große Forts, was zu den schönsten Erwartungen für die Zukunft und die Niederwerfung Frankreichs berechtigt. Aber leider muß man zugeben, daß Frankreichs Kraft noch lange nicht gebrochen ist, denn bei den Kämpfen um Verdun haben die Franzosen immer wieder zu Gegenstößen ausgeholt und uns das eroberte Fort Faux wieder abgenommen.

Wirtschaftliche Lage:
Auf dem Lande merkt man von der Not weniger als in den Städten. Die Fettstoffe, wie sie heißen mögen, sind sehr knapp, dergleichen auch Fleisch, es ist kaum noch zu bekommen. Heute verkaufte Wolln Karl eine kleine Stallkuh an Frieß in Oberlind, für 845 Mark. Für 1 paar Ochsen, vielleicht 26 Ztr. schwer, bot er Karl dreitausendzweihundert Mark, ohne daß diesselben geboten wurden. Anwesend waren bei diesem Handel auch Maurermeister Bätz und Wachtmeister Walther.

11. 3. 16 

Heute wurde der überschüssige, vor längerer Zeit durch eine Kommision aufgenommene Hafer von Marseille, Köppelsdorf abgeholt. Für den Zentner wurden 18 Mark bezahlt. Wir mußten 20 Zentner abgeben, es war lauter hinterer.

12.3. 

Schöne, sehr schöne Witterung, wirtschaften an der Reicherswiese, nehmen ab am Fluß und bauten den Reichersgraben mit Faschinen um und füllten mit Erde aus.

14. 3. 

Frühlingswetter: Wir fuhren das erste Mal ins Feld. Im Sand wurde auf Gerstenfeld Mist gefahren und reingeackert.

17. 3. 

Herlesgasse Kartoffelmist gefahren und runtergeackert, schöne Witterung.

18. 3. 

Bei Verdun alles beim alten. bis jetzt das gewaltigste Ringen im Weltkriege.

Sonntag, d. 19. 3. 

Die französischen Truppen leisten Ungeheures, um unser Vordringen aufzuhalten. Reichstagssitzung. Soeben sendet Albin Friedrich eine Abschiedskarte aus Mühlhausen, er ist gestern abend 9.30 nach Frankreich abmarschiert, ein letzter Gruß?

Sonnabend, d. 25. 3. 

Bei Onkel Louis zwei Schweine geschlachtet.

Die militärische Lage annähernd unverändert. Die Russen gehen bei Dünaburg zur Offensive vor und werden immer wieder unter ungeheuren Verlusten zurückgeworfen.

Herbert rückte von Hildburghausen nur nach Westen.

Sonntag, d. 26. 3. 

Die vierte Kriegsanleihe wurde mit ca. 11 Milliarden Mark gezeichnet. Im Reichstag gab es stürmische Szenen, die Sozialdemokratische Partei hat sich gespalten.

27. 3. 

Haase und Ledebour übernehmen den Vorsitz der 18 Abgefallenen.

28. 3. 

Kühle Witterung, die Bestellarbeiten gehen langsam vonstatten. Hafer wird noch wenig gesät. Steiner von der Ziegelei auf Urlaub, seine Stimmung ist recht mißmutig, er mag gar nichts mehr vom Krieg wissen, er klagt sehr über seine Vorgesetzten, im allgemeinen wird sehr über das Offizierspersonal geklagt, jeder Urlauber singt dieses Lied.

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