Dies war die kälteste Woche im Jahr. Es waren Tage dabei mit 26 Grad
Kälte. Heuer ein Nordischer Winter, Sibirien. Für mich eine Husten-
und Grippewoche. Gearbeitet wurde diese Woche gar nichts.
Dasselbe Bild wie die vorigte Woche, noch ein paar Grad kälter, bis 30 R.
Gestern ging das Thermometer etwas zurück. Gestern Abend
Tanzstündler, Neustadt, ein Tänzchen. Waren nicht viele Leute, sind
doch 80 M eingekommen. Heute wird nicht viel los werden.
Was auch zutraf.
Gestorben sind:
20. Januar | Edmund Knauer | 58 Jahre
| 14. Februar | Christian Holland | 21 Jahre
| 24. Februar | Luise Büchner-Engel | 75 Jahre
| 26. Februar | Johann Köhler | 71 Jahre
| 27. Februar | Barbara Motschmann | 83 Jahre
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Nachts leichter Frost, bei Tage Tauwetter, so daß der viele Schnee und das meterdicke Eis allmählich verschwinden. Gestern wurde August Schreppel begraben, 75 Jahre, er war schon länger kränklich. Ein Schlaganfall machte ein Ende. Eine große Aufmachung bei der Beerdigung. Kriegerverein und Musik, Schützen in Uniform und Harmonieverein. Ein Enkel von Hollands Frieder gestorben, ¾ Jahr alt.
Ein richtiger Frühlingstag, doch etwas zu trocken. Regen tut Not. Noch kein Baum, kein Strauch ausgeschlagen. Die Saaten gehen nicht auf, kein Gras, kein Klee wächst und in der Scheune ist Ebbe. Für uns wars überhaupt eine schlechte Woche. Ilse ist mit dem Pferd verunglückt, es konnte unter Umständen ihr Tod sein. Beim Ausspannen am Kleinodsfeld
fiel das Ortscheid vom Kummet, das Pferd wurde unruhig, ging los. Ilse blieb mit dem Fuß im Seil hängen und wurde geschleift bis in den Hof. Die Verwundung war schlimmer, als wir anfangs dachten und mußten Ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Daß die Schmerzen sehr arg sind, läßt sich denken. Hoffentlich geht die Sache doch noch gut ab. Es hätte schlimmer ausfallen können und konnte jedem anderen auch passieren. es waren ein paar recht schlimme Tage, nach denen man sich nimmer
sehnt.
Das Wetter kalt und windig. Es gab doch etwas Verkehr. Unsere Einnahme 100 M. Bei Tage kein Fremdenverkehr, bloß Ehrlichers Holder von Neustadt, nicht mal Bunzel Schorsch.
Die ganze Woche schönes Wetter, mit Ausnahme Mittwoch Abend, wo ich
mit Ton nach Zedersdorf und mit knapper Not 2 Gewittern aus dem Wege ging.
Bei Höllein eingekehrt, in Fürth etwas Kirchweih nachgeholt.
Torf 4 Fuderchen heim. Am Freitag verunglückte Markus Faber von Mogger
auf einer Fahrt nach Neustadt. Das Pferd scheute vor einem Lastauto am
Baßhölzchen und rannte über einen Steinhaufen, wo der Wagen
umschlug, den das Pferd noch 20 mtr. weit schleifte. Markus wurde im Gesicht
verletzt und die Frau brach ein Bein so schwer, daß sie nach Einlieferung ins
Krankenhaus Neustadt sofort operiert werden mußte. Knochensplitter sollen
am Unglücksort gelegen haben.
Immer Regen die Woche über. Gestern das erste mal eingefahren,
Taubenwiese ein kleines Fuder, ebenso Teichwiese ein kleines. Gestern in der
Gemeinde gemäht. Die Gemeinde steht heuer gut. Am Montag die
Braunkalbe verkauft an Metzger Wittmann, Steinach, für 530 M. Am
Dienstag eine Kuh gekauft von Jud Gutmann, Coburg, für dasselbe Geld.
Soeben kam die Nachricht, daß der Langbein Fritz im Krankenhaus zu
Sonneberg infolge einer Blinddarmoperation gestorben ist. Sein Leiden und Sterben
hat mich sehr angegriffen und werde lange um ihn trauern. Er wurde am Dienstag
unter sehr großer Beteiligung beerdigt. Er war aber auch bei Jedermann
beliebt und ich persönlich habe einen lieben guten Freund verloren. Wir
haben uns zeitlebens immer sehr gut miteinander verstanden und ich bin froh,
daß wir vorigtes Jahr miteinander in der Fränkischen Schwreiz waren-.
Eine sehr heiße Woche haben wir hinter uns, bis zu 30 Grad. Korn reift mit
Gewalt. Auch Gerste gibt nach. Torf nach Hause.
Gestern Abend wurde bei Line Louis das Haus aufgerichtet. Ziemlicher
Aufrichtschmaus für 12 Mann. Hat 61 M gemacht - 12mal Koteletts,
2 Pfd. Wurst, 35 Liter Bier. Das andere bei Tag.
Heute Nachbar Wolln Alfred beerdigt. Er starb nach längerem Leiden, aber
nicht zu Hause, sondern in Stuttgart, wo er eben zu einer Kur dort eingetroffen war.
Die Reise in dieser Hitze hat ihm wohl den Rest gegeben. Alfred war sonst ein
guter Junge und Nachbar und es ist zu bedauern, daß er mit 26 Jahren sein
Leben lassen mußte. Durch die lange Krankheit, Herzkrankheit, hat er von
seinem Leben und seiner Jugend verhältnismäßig recht wenig
gehabt.
Ein schöner Morgen. Das Korn geht seiner Reife entgegen, in den
nächsten Tagen wird es wohl losgehen. Die Woche über etwas Streu
gemacht. Maurer, Anstreicher. Das neue Haus von Line Louis ist gedeckt und
ausgemauert.
Vor acht Tagen wurde es aufgerichtet. Diese Woche haben wir wegen der
großen Hitze nicht geschlachtet Hatten bis zu 35 Grad.
Vergangenen Montag Abend starb Elfriede, ganz plötzlich. Am Sonntag
Nachmittag wurde sie krank und klagte über große Kopfschmerzen, die
immer unerträglicher wurden. Dr. Faber stellte Hirnhautentzündung
fest und veranlaßte, daß der Professor vom Landkreis Coburg
hinzugezogen wurde, der die Sache ganz hoffnungslos hinstellte. Er hatte recht, den
Abend schlief sie schon ein und wurde am Mittwoch unter großer Teilnahme
beerdigt. Ein schwerer Schlag für die Eltern und für den Verlobten, der
sich kaum fassen konnte.
Die Witterung war recht schlecht. Die ersten Tage schön, infolge dessen ich
2 Fuhren Kalk in Kemmaten holte. Es war gewissermaßen Stückkalk,
die Fuhre 8 M. Eine Fuhre unter die 2 Komposthaufen, eine aufs Gerstenfeld am Linder Weg.
Die letzteFuhre trieb heimwärts bald den Wagen auseinander und dampfte
wie ein Schlot. Am Dienstag sah ich mich erst nach Kalk um, dann ging die Reise
weiter. Raimund Bauersachs war bei mir. Wir machten von Kemmaten beim
Kalkofen direkt übern Berg nach Kipfendorf, nach den Tongruben der
Gait'schen Fabriken. Von da über Tierach in die Steinbrüche und
Felsen des Sauloches. Hochinteressant. Von da über Spittelstein auf dem
Bergrücken nach Einberg.
Wir besichtigten die Ehrenmale von Spittelstein und von Einberg, die auf dem Berg
im Walde je an einem Naturfelsen errichtet sind, alle beide recht imposant und
machen Eindruck auf jeden Wanderer, der diese Gegend passsiert. In Oeslau
kehrten wir bei Sauerteig ein und machten dann nach der Rosenau. Mit dem Zug
um ½4 Uhr wieder zurück nach Oeslau.
Wind und Regen. Gestern Abend hatte der Turnverein Neustadt ein
Tänzchen. Waren wenig Leute und die ließen nichts aufgehen. Unsere
Einnahme 50 M. Im Laufe der Woche 4 Fuder Holz und Reisig vom Brandholz
heim. Immer Regen und doch kein richtiges Hochwasser. Ich habe immer dabei
gewässert, aber keine richtige Art hat es nicht.
Politisch: Vor acht Tagen waren die Wahlen zum Thüringer Landtage. Die
Sitze sind die alten. Nur die Nationalsozialisten rücken mit
Verstärkung ein. Seither hatten sie 2 Sitze, Tinter und Marschler, jetzt sind es
6 Mann.
I. Weihnachtsfeiertag 1929 |
Seit gestern Schnee, heute Nacht Tauwetter, jetzt am Morgen ein leichter Frost. Die
Glocken läuten zu Kirchanfang. Sonst das alte bekannte Bild. Für die
Kleinen mag alles eine Freude sein, für die Großen bzw. Eltern eine
Last. Die Geldaufwände für Spielzeug, dann für Kleider u.s.w.
sind bedeutend höher als vor dem Krieg, trotz der schlechten Verdienste, der
ganz schlechten Wirtschaftslage und der hohen Steuern. Also, den Krieg
müssen wir gewonnen haben. Vergangenen Sonntag, den man den goldenen
nennt, war die Abstimmung für das Volksbegehren gegen den Youngplan.
Ca. 7 Millionen Stimmen für ja.
21 Millionen aber müßten es sein, also durchgefallen. Hier stimmten
124 mit ja. Der Krieg und seine Folgen sind längst vergessen, mindestens
von der Mehrzahl der Menschen. Edmund brachte ein Buch mit, betitelt: "Im
Westen nichts neues". Alle Schrecken dieses Krieges werden da einem wieder zu
Gemüte geführt. Der Mensch oder Soldat war da kein Mensch mehr,
sondern ein Tier, ein Raubtier. Der Schrecken in den Schützengräben
während des Trommelfeuers, die gegenseitigen Angriffe mit Feuer, Gas,
Handgranaten und alles andere. Ebenso schrecklich geht es in den Lazaretten zu.
Viele Ärzte waren Tyrannen und Stoffel, und der Soldat ganz in den
Händen dieser Leute.
Heute Matsch und Tauwetter. Gestern war nicht die Welt los bei uns. Unsere
Einnahme 55 M. Der heutige Tag hat geschäftlich doch soweit gut getan.
Am Tag gab es etwas Verkehr, aber kein Fremder. Nachts hatte der Turnverein
Ball, der ziemlich gut besucht war, die Stube war auch voll. Unsere Einnahme 160
M. Einnahme des Vereins war ca. 60 M. Zu den Feiertagen ein Schwein von uns
geschlachtet, etwas über 1 Ztr. gewogen. Es war zu fett, das Fleisch gar nicht
durchwachsen, so daß die Bratwürste, auch ein Schock Wiener habe
ich gemacht, zu fett waren. Nun haben wir Neujahr, wird auch schnell
vorüber sein.
Es ist doch sonderbar, alle weltlichen historischen Begebenheiten, seien sie
militärischer oder wirtschaftlicher Art, verschwinden wieder so nach und
nach. Hingegen die kirchlichen Feste haben Bestand. Da sieht man doch die Macht
der Kirche, denn was hat denn das Weihnachtsfest groß eine geschichtliche
Bedeutung. Daß ein Kind geboren wurde, was ist da weiter groß dabei?
Ein ganz natürliches Ereignis, das für die Fortpflanzung dient.
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