Der 1. Januar 1932 oder Neujahr |
Früh ½10 Uhr. Diese Nacht hat es gefroren. Die Fensterscheiben bis oben an. Sonst liegt ein ganz leichter Schnee. Am gestrigen Silvester war kleiner Betrieb, an 4 Tischen gekartet. Es dauerte bis 4 Uhr.
Das junge Volk wurde zuletzt frech und beschädigte die Stubentür nicht zu wenig. 40 Lit. wurden verbraucht, der Mann 2 Wiener Würste, nichts weiter. Heute hat der Radlerverein Ball. Durch die große Kälte verspreche ich mir nicht viel. Der Ball war besser besucht, als der Weihnachten. Aber es ging kein Geschäft. Unsere Einnahme 95 M.
Rückblick, Landwirtschaft:
- Heuernte:
- Heu gab es viel, aber die Qualität war schlecht. Grummeternte: gab sehr viel, aber sehr schlecht geerntet. Getreide: Korn, Hafer und Gerste ungefähr eine Durchschnittsernte. Kartoffel: auch eine Durchschnittsernte.
- Stall:
- Aus dem Stall dieses Jahr recht wenig gelöst. Die Braunbleß, die wir Bußtag schlachteten mit 250 M Einnahme, das war alles. Das Geld darf ich nur wieder zu einer neuen Kuh nehmen und reicht noch lange nicht. Der Erlös aus Schweinen war hier gar nicht besonders, sie sind zu langsam gewachsen.
Und doch braucht man sich mit dem Abschluß des verflossenen Jahres nicht zu lange aufzuhalten und muß vielleicht noch zufrieden sein, den die Aussichten für 32 sind entschieden recht trübe.
Winterwetter, etwas Frost. Heute, vielmehr gestern hatte der Radlerverein ein Essen.
Salzknochen mit Kraut, 25 mal 1 M = 25 M
Nierenbraten mit Salat, 19 mal 90Pfg. = 17,10
64 Lit. Bier à 60 Pfg. = 38,40
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Sa = 80,50
Wen man fragte, war zufrieden. Nur Koch nicht, dem war alles zu scharf.
Alle Tage etwas Frost, aber zu wenig, um Eis machen zu können. Es ist kaum 7 cmtr. stark und hält nicht über der Arbeit, wenn etliche Mann zusammen treten (zusammen stehen) Morgen wollten wir welches machen, nun hat es aber heute Nacht kaum gefroren und etwas geschneit.
Trotzdem ging es mit dem Eismachen schneller, als man gedacht hat. Steiners machten gestern zu viert bis 1 Uhr Eis. Heute 2 Fuhren mit unserem Geschirr und Nachmittag 5 Auto voll mit Ernst Heymann seinem, der sich angeboten hat. Abends 1/2 6 Uhr waren wir fertig. Heute Tauwetter.
Heute und gestern Nacht tüchtig gefroren, auch sämtliche Fenster, so daß es vielleicht noch das schönste Eis gibt.
In der Arbeit diese Woche nicht viel geleistet.
Anfangs Januar starb Johann Truckenbrodt im 74. Jahre, am Montag die Frau von Gustav Fischer, 64 Jahre alt, und morgen wird mein Beichtkamerad Georg Motschmann begraben, 70 Jahre. Er war längere Zeit leidend. Magenkrankheit.
Mit dieser Eintragung bricht das Tagebuch des Viktor Walther ab.
Er verstarb am 9. April 1932 im Alter von 69 Jahren.
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