Heute wurde Bernhard Höhn beerdigt. Derselbe erlag Donnerstag Abend einem Schlaganfall. Wie mir seine Frau erzählte, war er in letzter Zeit recht leidend, körperlich sowie auch seelisch, in Folge dessen ihm sein schnelles
Ende zu gönnen ist. Gut für jeden, der das Kriegsende nicht mehr zu erleben braucht.
Auch an der Westfront heftige Kämpfe. Adolf ist auf dem rumänischen Kriegsschauplatz.- Die Witterung ist wieder besser. - Umlage III. Quartal eingenommen.
Der Generalstabsbericht lautet: Die Lage an der Westfront sehr ernst. Optimismus muß eingeschränkt werden. - Vorigen Dienstag fuhren wir eine Fuhre Kraut nach Wildenheid - in Neustadt ging nichts weg - und lösten 120 Mark, à Ztr. 5,50 M.
An der Somme heftige Kämpfe. Sonst nichts neues. Unsere U-Boote sind vor der amerikanischen Küste tätig und haben viele Schiffe versenkt.
Die Verhältnisse in wirtschaftlicher Beziehung werden immer prächtiger. Ich habe beim Kommunalverband aus unserem Stall ein Schwein zum Schlachten angemeldet. Ja, prost Mahlzeit, ich durfte trotz heftigen Sträubens mein Schwein nicht schlachten, sondern es kam nach Neufang. Bullen August hat es geholt. Es wog 240 Pfd. Lebendgewicht und kostete 288 Mark, also 1 M 20 Pf. das Pfund.
An den Fronten überall heftige Kämpfe. Adolf schreibt aus Rumänien. Witterung meistens trübe und regnerisch .
Heute Erntedankfest. Am 17. Oktober holten wir vom Sand die letzten Runkel nach Hause, waren recht schön und zufrieden mit der Ernte. Kartoffel habe ich 1225 Ztr. angemeldet. Am Freitag, am 20. Okt. haben wir das letzte Korn gesät, Handsaat, der Samen von Herles, aus dem Sand.
An den Fronten überall heftige Kämpfe, hauptsächlich an der Somme. Kartoffeln hat Raimund Bauersachs 90 Ztr. angemeldet und Ferdinand Truckenbrodt 100 Ztr., also sehr wenig. Über die Kartoffelversorgung wird im ganzen Reich sehr geklagt und manche Städte sind tagelang ohne Kartoffel. Die Not wird immer größer.
Heute eine Gans ohne Feder für 21 Mark verkauft, an eine Russin, deren Mann in Neustadt interniert ist und die mit ihren 2 Kindern seine Verbannung teilt. Frau Wachtmeister von Neustadt war dabei. Gestern 1500 Mark Familienunterstützung an der Post Neustadt abgeholt. - Witterung ist immer regnerisch, nur ab und zu ein wenig Sonnenschein.
Heute Nachmittag bei prächtigem Sonnenschein im Gartenfeld Fellig (letzte Furche im Herbst) geackert. Eine großartige Naturstimmung, kein Lüftchen regte sich, aus weiter Ferne hörte man die Bauern rufen, ohne sie zu sehen.
Heute ging die Liste mit Kartoffel rum, wir müsen 40 Ztr. abgeben und nur 125 Ztr. gebaut, die erste Lieferung nächsten Mittwoch. Nachbar Fugmann erzählte vorhin, in sein Haus ist schon lange keine Kaffeebohne mehr gekommen. Was die Kinder den Sommer über an Kornähren gelesen haben, wurde gebrannt und muß den Winter über für den Kaffee reichen. Kaffeebohnen gibts schon lange nicht mehr .
Heute ein trüber nebliger Tag. Die Woche über zwei Fuder Streu gemacht und ein Fuder Sägespäne bei Arnold, Neustadt, für 5 Mark geholt.
Kriegslage ist unverändert. Baß Louis ist am Mittwoch eingerückt, er kam nach Schmalkalden in Garnison. Einen 46jährigen ungedienten Mann, noch dazu leidend. Von Alfred immer noch keine Nachricht, ebenso auch von Christian für ein halbes Jahr nicht. Adolf ist noch in Rumänien.
Heute, Sonntag Morgen, eine wunderschöne Winterlandschaft, einen prächtigen Schnee hat es die Nacht über geschneit. Gestern war es sehr kalt. Donnerstag und Freitag eine Kalbe mit Vetter, Mupperg, und ein Schwein geschlachtet. Die Kalbe, vom Schlachthaus Sonneberg, wog 820 Pfd. und kostete 943 Mark. Das Schwein, von Munzer, Oerlsdorf, wog 243 Pfd. und kostete 303 Mark.
Die Kalbe, die ausgeschlachtet 4 Ztr. wog, war über 100 Mark zu teuer. Der Jude hat das Geld verdient, nur wir legten darauf.
Die Kriegslage ist unverändert. Von Alfred immer noch keine Nachricht. Die Woche über war ein Militärkommando, 1 Uffz. 2 Mann, behufs Kartoffelaufnahme hier. Dieselben wohnten die 3 Tage bei uns und brachten ungefähr 500 Ztr. mehr heraus als bei früheren Aufnahmen.
Heute ein recht trübe Bußtagsstimmung in der Natur. Der Schnee ist bis auf eine Kleinigkeit wieder verschwunden. Also Matschwetter. Die vorigte Woche ist ein sonderbares Soldatenpaar eingerückt. Drüben der kaum 18jährige Adolf und ein Haus weiter oben der 46jährige Wolln Karl. Wolln Karl kam als überzähliger wieder zurück, Adolf nach Fulda zur Artillerie.
Ein rechter Regentag heute, wie er im Buche steht. Die letzten Tage brachten wir bei schöner Witterung in der Müß zu mit Kiefern umgraben bei der Torfhütten. - Gestern wurde der Reichstag plötzlich einberufen zur schnellsten Erledigung des Zivildienstgesetzes, wonach jeder Deutsche von 17 bis 60 Jahren dem Vaterlande während des Krieges Dienst zu tun hat. Die feindlichen Länder werdens uns halt schnellstens nachmachen. Von Alfred und Christian noch keine Nachricht.
Von Alfred endlich einmal Nachricht erhalten, eine Karte, datiert vom 4. November, ist also nicht ganz einen Monat gelaufen. Er ist noch auf dem Gut mit seinen Kameraden und soll den Winter über dort bleiben. Sonst geht es ihm gut. Die militärische Lage macht in Rumänien für uns Fortschritte. Mackensen hat mit seinen Truppen die Donau überschritten und nähert sich den Festungswerken von Bukarest. Ebenso die Truppen, die aus Siebenbürgen das Karpathengebirge überschritten und in der Walachei angelangt sind. An der Somme flaut die Kampftätigkeit beiderseits ab. Die Kartoffelrationen sind wieder reduziert worden; für die Städter und leicht Arbeitende auf 3/4 Pfd. und für die anderen und Selbsterzeuger auf 1 Pfd. Der Ztr. Pfeffer kostet 2000 Mark und wird je Pfd. bis zu 31 Mark verkauft. Es wird eben alles immer knapper.
Was wird erst das Ende werden?
Nebliges und garstiges Dezemberwetter. Die Kriegslage hat sich im Verlaufe der Woche auf dem Balkankriegsschauplatz sehr zu unserem Gunsten verschoben. Bukarest ist von unseren Truppen besetzt und auch darüber hinaus die Walachei. Alfred schrieb uns diese Woche,daß er in der Nähe Bukarests in Ruhe liegt. Haben alle Tage friedliches Schlachtfest, abwechseln müssen sie viele Gänse und Hühner schlachten. Die armen Bauern dort. In England machen sich die Folgen dieser Siege bemerkbar. Das Kabinett ist ein Bienenschwarm. Ministerpräsident Asquith ist gestürzt, an seiner Stelle Lloyd George.
Vergangenen Dienstag Abend kam eine überraschende Nachricht. Die Zentralmächte haben der Entente den Frieden angeboten. Es ist wenigstens das erste Wort vom Frieden vonseiten einer Regierung, solange der Krieg dauert. Allerdings lauten die Pressestimmen der feindlichen Mächte gar nicht zu unseren Gunsten, sie wollen nichts vom Frieden wissen. Es fragt sich nun, wie sich die Regierungen dazu stellen. Von Christian endlich einmal eine Nachricht erhalten. Sonst geht es ihm gut
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