Früh 9 Uhr. Sonnenschein,ein leichter Frost, Glatteis. die Arbeit der Woche
war: die Rasen am Sandfeld runter in die Gemeinde gefahren, 3 halbe Tage, bei
Frost, aber schrecklich. Fichten ausgesägt, ein Fuder Reisig heim. Die
Mädchen bei Hänsels 2 Tage mit gedroschen. Ein Schwein bei
Scheurichs geschlachtet. Die ersten Tage auch die Holzlehne fertig gebaut. Also
eine arbeitsreiche Woche. In Thüringen hat sich im Laufe dieser Woche die
Regierung gebildet. Eine Bürgerliche. Abgeordneter Erwin Baum als
Finanzminister und Chef des Ministeriums. Auch der Landtagspräsident von
Thümel ist Bürgerlicher.
Die vergangene Woche war bei uns die Eiswoche. Trotz der
Frühlingswitterung machten wir Dienstag Nachmittag und Mittwoch Eis am
Ziegeleiteich. Es war allerdings kaum 8 cmtr. stark. Bei Nacht waren etliche Grad
Kälte, aber Nachmittag war die Sonne Herr. Ohne Jacken und Mütze
wurde gearbeitet. Das Eis wurde dabei so mürbe, daß der Holland
Frieder 3mal einbrach. Am anderen Tage zum Fahren war es schon besser, weil die
Sonne nicht zum Vorschein kam. Sonst halfen noch Scheurichs Frieder und Justels
August. Ich gab jedem 5 M, Berger gab nur 3 M. Gestern von Onkel Louis ein paar
Schweinchen für 77 M gekauft. In der selben Stunde von uns einen starken
Läufer abgestochen, der plötzlich überm Fressen umfiel und
Blut aus dem Rüssel kam. Fand sonst nichts weiter daran, als Blähung
und Darmentzündung.
Onkel Louis ging Dienstag Abend nach Erlangen zwecks Untersuchung. Er hat am
Halse eine Geschwulst. Bis heute ist er noch dort. er glaubt, nach der Untersuchung
und Radiobestrahlung sofort wieder heim zu kommen.
Heute hat sich Toni mit Emmerich verlobt. Durch die Trauer bei Hänsels
ging es in aller Stille ab, was auch richtig war. Hänsels haben diesen Plan
gleich nach Elfriedes Tod ins Auge gefaßt, darüber waren sich alle
einig, auch Onkel Albert. Sorge hatten sie allerdings mit Emmerich insofern, weil
dieser sich niemals noch mit Heiratsplänen befaßt hat und Frauen noch
keine Rolle in seinem Leben gespielt haben, also etwas Neues für ihn waren.
Letzten Endes sah er doch die Notwendigkeit dafür ein.
Kein Frost mehr, aber desto mehr Nebel. Geschäft geht immer langsamer.
Reichsbankpräsident Schacht ist von seinem Posten zurückgetreten.
Mit der Arbeit war diese Woche nicht viel los. Ein Haufen Kirchensteuer zu
bezahlen.
Gedenktag der im Weltkrieg gefallenen Soldaten. Feier am Denkmal. Gesangverein
sang 2 Lieder. Keiner hielt eine schöne Gedächtnisrede. Kirche bin ich
nicht mit. Die Woche über recht schlechte Witterung. Schnee, der aber heute
wieder ziemlich verschwunden ist. Die ersten Tage geeggt. Der Youngplan ist im
Reichstag mit ca.100 Stimmen angenommen worden. Werden sich die Geister
beruhigen?
Früh 9 Uhr. Sonnenschein. Kälte und unfreundliche Witterung die
Woche über. Mit Arbeit war nicht viel los. Heute hält die Musik einen
Ball. Überall ist heute etwas los, infolge dessen hier nicht.
Thüringen und das Reich führen Krieg miteinander., Ursache: Im
Reiche rote Regierung, Müller, Severing u.s.w., in Thüringen
umgekehrt, Baum, Dr. Frick u.s.w. Das Reich hat die Zuwendungen an
Thüringen gesperrt, weil der nationalsozialistische Innenminister Dr. Frick
rote Beamte abgebaut hat u.s.w. Der Streit ist gottvoll.
Nachtrag: am 17. 2. 30 die Anziehfrau Holland gestorben, 63 Jahre alt. Am
Donnerstag, den 26. der Totengräber an Lungenentzündung. Er war
nur 2 Tage krank, 63 Jahre alt.
Gestern hatte ein Neustädter Verein ein Tänzchen. Edmund war dabei.
Einnahme 80 M zusammen. Gestern Morgen 1 paar Schweinchen in Coburg geholt,
57 M. Nachmittag das erste mal im Feld. Im Sand geeggt.
Die Reichsregierung wegen einer Kleinigkeit zurückgetreten. Eine Regierung
der Mitte wurde durch Brüning, Zentrum, gebildet. Wieder so und so viel
Pensionierte und recht hohe.
Vergangene Nacht brannten das, oder vielmehr die Anwesen von August Stegner,
Ernst Knauer, Adolf Truckenbrodt und Richard Bauersachs nieder. Gestern Abend
um ½10 Uhr wurden wir es gewahr. Es waren noch ziemlich Leute in der
Gaststube, als es los ging. Ich sprang sofort zur Ladentür naus und glaubte,
es wäre bei Wolln Karl. Ich ging weiter und sah nun, daß die Scheune
von Ernst Knauer und auch die Nebengebäude und das Haus auch schon in
hellen Flammen standen. Ich sah kurze Zeit zu, dann hatte es die Scheune von
Adolf Truckenbrodt gefaßt und im Nu auch schon die Scheune von Richard
Bauersachs. Ging zurück und wieder hin und sah, daß das Anwesen
von Karl Motschmann in Gefahr war, denn an der Linde brannten schon
dürre Äste und war noch keine Feuerwehr da. Also war Gefahr im
Verzuge auch für unser Anwesen. Infolge dessen zurück, machte
meine Papiere, Geld u.s.w. in Sicherheit und die Mädchen brachten Betten,
Kleider u.s.w. in die Nachbarhäuser. Wie dann die Feuerwehren von
überall anrückten, unter anderem die Motorspritzen von Sonneberg
und auch Neustadt, wurde die weitere Gefahr, auch für unser Anwesen,
abgewendet. Gefährlich war die Sache insofern, weil ein scharfer
Nordostwind wehte und die Flammen immer wieder scharf anfachte. Die
Motorspritzen arbeiteten sehr gut, sonst wäre das Anwesen von Karl Ahrens
mit verbrannt. Angefangen hat es etliche Male.
3 Tage nach dem Brand. Am Freitag gab es tüchtig Betrieb. Von
überall kamen Neugierige. Einnahme 110 M. Sonnabend war ein Sautag,
Regen und Schnee massenhaft, infolge dessen kein Besuch. Heute gibt es doch
etwas Sonnenschein, was hoffentlich zu größerem Besuch anregt.
Der Besuch war recht gut. Wir hatten infolge dessen zu wenig angeschafft. Bier
reichte. Oberstube und Saal war auch voll.
Heute Morgen prächtiger Sonnenschein, jetzt ½10 Uhr tüchtig
Regen und wir haben früh ziemlich 3 Schock Bratwürste gemacht. Ist
es Nachmittag auch so, wird nicht viel los sein. Vergangene Nacht Gaberts Gustav
gestorben, an Lungenentzündung, 52 Jahre alt. Er war nur etliche Tage
krank. Am Sonntag nach dem Brand war er noch bei uns. Ein seltsamer Zufall: Die
Totenfrau, der Totengräber und der Sargschreiner kommen neben einander zu
liegen.
Eine Regennacht, ein nebliger trüber Morgen. Gestern ein Schwein von
Holland, Mogger, 109 Pfd. schwer, geschlachtet. Gestern und vorgestern die
Landesbrandversicherung hier gewesen. Wie mir der Inspektor versichert hat,
können die Abgebrannten alle zufrieden sein und bekommen durch die
Entschädigung für die alten Gebäude neue, ohne drauf zu legen
- Mundus est perditi. Die Herles auch 35 000, eben für Gebäude,
ungefähr dieselbe Summe August Stegner, die Sachsen 24 000 und Knauer
25 000 M.
Ein prächtiger Frühlingsmorgen wieder. Die Woche über, beim
Kartoffellegen, war es aber ein paar Tage empfindlich kalt. Onkel Louis macht
immer so hin, mal besser, mal schlechter. Gestern sind seine Jungen, Herbert und
Werner, eingetroffen. Sonst: Im Westen nichts neues. Halt, noch was: Am 29. 4.
habe ich eine Kornpflanze gemessen, war 60 cm hoch. Heute, am 4. Mai stehen
schon Apfelbäume in Blüte. Heute über acht Tage soll eine
Reise in die Bayrischen Alpen gemacht werden. Edmund hat die Sache geregelt.
Die Autobusfahrt bis
Garmisch-Partenkirchen kostet 25 M. Wollen sehen.
Früh 8 Uhr. Um diese Zeit vor acht Tagen waren wir annähernd in
Nürnberg.
½6 Uhr fuhren wir los, 36 Mann mit Auto von Schilling, Sonneberg. Fischer-
Auto ist nicht eingetroffen. Die Fahrt ging bei trüber Witterung flott von
statten. In Neumarkt, Kreisstadt der Oberpfalz, wurde Frühstück
gemacht. Dann ging es weiter bis München, wo wir ½3 Uhr eintrafen. Die
innere Stadt wurde durchfahren, Rathaus u.s.w. und wir beendeten im
Hofbräuhaus, wo es recht gemütlich zuging. 2 Stunden Aufenthalt
dort. In einer Stunde waren wir am Starnberger See. Hab mir ihn nicht so
vorgestellt, 2 bis 3 Kilometer breit und 27 Kilometer lang. Er ist gar nicht zu
überschauen. Im Hintergrund sieht man die Alpen. Prächtiges
Panorama. Rechts und links Höhenzüge mit Parkanlagen, Villen und
Schlössern. Die Wellen gingen sehr hoch. Die Fahrt ging dann weiter und bei
prächtiger Abendsonnenbeleuchtung näherten wir uns den Alpen.
Großartiger Anblick. Allmählich wurde es dunkel, mehr
veranlaßt durch ein kommendes Gewitter. Als wir in Garmisch einpassierten,
war es dunkel. Quartier nahmen wir beim Werdenfelser Michel, es war bestellt. Ein
schönes Zimmer, schöne Betten. Das Abendessen war tadellos. Wir
gingen bald zu Bett, da alles müde von der weiten Reise war und der
nächste Tag zu Bergtouren benutzt werden sollte. Früh 6 Uhr auf,
Kaffee getrunken und los durch die Stadt nach der Partnachklamm, die gleich hinter
Partenkirchen angeht. Über die Naturgewalten, die das Wasser in vielen
Jahrtausenden geschaffen hat, kommt man nicht aus dem Staunen heraus.
Später kamen wir nach der Partnachklammalp, wo wir Rast machten und
eine fröhliche Stunde verlebten. Der Abstieg war leichter als der Aufstieg.
Nachmittags machten wir die kleine Tour, nach dem Rissersee, am Fuß der
Kreuzeck. Die meisten von uns machten die Tour auf die Kreuzeck mit der
Drahtseilbahn, 1800 mtr. hoch. Abends ein paar prächtige Stunden im Saale
unseres Quartiers verlebt. Für Unterhaltung sorgte die berühmte
Nazie-Sängergruppe (abgeleitet von Ignaz). Anderen Tags ging es zeitig mit
dem Auto wieder los. Die Fahrt ging bis zum Fuße der Zugspitze, an den
Eibsee. Dann wieder zurück über Garmisch nach Oberammergau. Dort
den Ort und das Theater besichtigt und von da aus den Alpen heraus über
Schwaben und das Lechfeld nach Augsburg. Hier besichtigten wir die Stadt mit
dem Rathaus und dann den Fuggerhäusern. Nun ging die Fahrt weiter
über die Donau bei Donauwörth und Wiesenburg durch Mittelfranken
nach Nürnberg zu. Unterwegs aber hatten wir Pech mit dem Auto, das 3 bis
4 Stunden in Anspruch nahm, so daß sich das Nachhausekommen sehr
verspätete.
Himmelfahrt, d. 29. 5. 30 |
Gestern endlich ein schöner warmer Tag, ohne Regen. Heute desgl. Die Tage
sonst kalt und Regen. Gestern wurde der Stadel von August Stegner aufgerichtet.
56 Festmtr. Holz wurde dazu gebraucht. Das Richtfest wurde bei uns gefeiert.
Mittag 50 Glas Bier, Spint (Bauchfleisch vom Schwein) und Kraut vom Schulzen.
Ein prächtiger Morgen. Es waren etliche warme Tage, infolge dessen wird's
bald der Heuernte entgegen gehen, trotzdem an vielen Stellen noch recht wenig
Futter steht. Die abgebrannten Stadel sind diese Woche gut aufgerichtet worden.
I. Pfingstfeiertag, Sonntag, d. 8. 6. 30 |
Prächtiges Pfingstwetter. Alles macht Ausflüge, die Wirtsleut freilich,
die müssen zu Hause bleiben. Alfreds Meisterin aus Ronsdorf (jetzt zu
Wuppertal) hat einen Brief geschrieben, infolge des hiesigen Brandes, der in ganz
Deutschland bekannt wurde. Geschäftlich war der I. Feiertag schlechter als
vorigtes Jahr. Einnahme 80 M, vorigtes Jahr 100 M. Eine Folge der
Bierpreiserhöhung und der schlechten Zeiten.
Am 10. d. M. kurz vor 6 Uhr starb Onkel Louis plötzlich nach schwerem
Leiden. Mit Halsdrüsenanschwellung ging es an. Alle ärztliche
Behandlung, Bestrahlung in Erlangen u.s.w. half nichts. Die Krankheit zog
gewissermaßen am ganzen Körper rum Am Donnerstag wurde er
begraben. Sonderbar, er starb an demselben Tag und Stunde wie Großvater. -
Teich- und Seeleinswiese eingefahren.
Heute Morgen Sonnenschein, aber windig. Die Woche über immer
regnerisch, trotzdem hatten manche Leute mit Schneiden angefangen. Wir noch
nicht. Heute Sonneberger Vogelschießen. Am Freitag wurde der Reichstag
aufgelöst, wegen Notsteuern u.s.w. Neuwahl am 14. Sept. Ob etwas Neues
oder Besseres dabei herauskommt?
Das Erntewetter war die ganze Zeit über nicht besonders. Es mußte
gewissermaßen alles so weg gestohlen werden und war immer nur einen Tag
schön, und doch kam die Gerste nicht schlecht heim.
Politisch: Immer mehr neue Steuern. Es wird Zeit, daß dieser Kasten, den
man Staat nennt, auseinander bricht. So kann es doch wirklich nicht weiter gehen.
Unfähige Menschen am Ruder.
Der Münchner sagt:
Wasserköpfe.
Früh ½9 Uhr. Die Woche über die Stoppeln in Ordnung. 3 Haufen
am Linder Weg, die Fellig geackert, 3 Fuhren Hafer heim, im Wollngarten
gemäht, und immer Regen dabei. Das war die Arbeit der Woche.
Am Dienstag sprach ein Nationalsozialist über und zu den
Reichstagswahlen.
Früh 9 Uhr. Kühl und windig. 2 halbe Tage Kartoffel raus in der
Heide. 46 Säcke. War der Anfang.
Reichstagswahl: Zirka 90% haben diesmal gewählt. Sozialdemokratie hat
146 Sitze, 20 verloren. Nationalsozialisten haben 107, seither 12 Sitze, also
gewaltig zugenommen, Zentrum 79 und Kommunisten 78 Sitze, 20 zugenommen.
Die Partei von Höfer, Christlichnationale Bauernpartei, hat im ganzen nur 19
Sitze erhalten. Also große Enttäusdchung, infolge dessen Höfer,
der gewählt ist, sein Mandat nicht annimmt. Die anderen Parteien haben
verloren. Wie nun regiert werden soll, das ist ein Rätsel. Am Freitag war bei
Römhild die große Hindenburgparade. Der Kriegerverein war dort, ich
nicht mit.
Die arge Erkältung hat sich verschlimmert zu einer
Rippenfellentzündung, die nun schon 14 Tage anhält und von
Besserung noch nichts zu sagen ist. Eine schmerzhafte und langweilige Sache.
November war bis jetzt immer schlechte Witterung.
Früh 9 Uhr. Tüchtig Regen. Eine schlimme Nacht hinter uns, egal
geregnet. Auf den Morgen zu ein böses Gewitter mit Blitz, Donner und
Sturm. Am Bahnhof hat es den Güterschuppen eingeworfen und hat das
Dach auf die Schienen und Felder geweht. Ein ziemliches Hochwasser.
Mit der Besserung meiner Rippenfellentzündung geht es recht langsam
vorwärts. Das einzige Heilmittel dagegen ist eben nur Schonung und Ruhe.
Früh 10 Uhr. Prächtiger Sonnenschein und warm. Die Gerste
ausgedroschen und Besen gemacht. Gesundheit hat sich gebessert.
Heute nacht hat es tüchtig geschneit. Die Woche über war es meistens
schön und trocken, so daß draußen geschafft werden konnte. Am
Neustädter Weg am Rain 1 Furche weg geackert und auf Haufen gebaut.
Graben ausgemäht. Reisig geholt. Das erste mal, so lange ich Haus halte,
zum Feuern Sommerholz gekauft, von Klug 3 mtr. Buchenholz, 42 M. Heute
Morgen sind unsere Forchheimer fort. Dieselben bohrten nach Wasser für die
Stadt Coburg. Das Bohrloch ist 125 mtr. tief, die Wasserstärke ist pro
Sekunde 15 Liter weiches Wasser. Wann es die Stadt Coburg nutzbar macht, ist
eine Frage der Zeit. 7 Monate waren sie hier, von Mitte Mai bis Mitte Dezember.
Wir hatten uns an sie gewöhnt, so daß es uns doch wieder toll tut,
daß sie fort sind, wenn's auch manchmal viel Arbeit gemacht hat.
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