I. Weihnachtsfeiertag 1918 |
Früh 7 Uhr. Draußen leuchtet und blitzt ein prächtiger Neuschnee, bei linder Witterung. Echtes Weihnachtswetter. Die Bäume mit dem Schneebehang großartig. Der Wirtschaftsbetrieb Nachmittags war recht wenig. Abends gab Liebermann, Köppelsdorf, Freibier, infolge dessen war die Stube voll was rein ging. Schluß 12 Uhr. Urlauber oder Soldaten gab es recht wenig.
Dasselbe Bild in der Natur wie gestern , prächtige Winterlandschaft. Verkehr recht wenig. Nachmittags nicht viel. Abends an 2 Tischen Leute. Sonst nichts von Belang.
Heute ein anderes Bild. Alles grau in grau. 1/7 Uhr früh. Noch so dunkel, daß man kaum schreiben kann. Ein egaler Regen fällt vom Himmel.
Politisches: Blutige Straßenkämpfe in Berlin. Eine Matrosendivision, 1500 Mann, haben das Schloß und den Marstall besetzt. Von Finnland zurückkehrende Gardetruppen sollten dieselben ablösen. Die Matrosen weigerten sich. Infolge dessen sollten sie mit Gewalt vertrieben werden. Mit Artillerie wurde das Schloß beschossen. Die Matrosen zogen sich in den Marstall zurück, wo sie sich mit 20 Maschinengewehren verteidigten. Der Marstall wurde arg demoliert. Tote und Verwundete gab es auf beiden Seiten, auch Zivilisten kamen ums Leben. Endlich gaben die Matrosen nach, mit der Erklärung, zu räumen, sind vorläufig aber noch dort. Was weiter?
Am 19. Januar finden die Nationalwahlen statt. Gestern haben wir im Gemeindevorstand die Wahlvorstände, Beisitzer und Schriftführer gewählt, die Schutz- und Rechnungsführer. Vorstände: Hermann Jacob, Lenhard Faber,
Ernst Welsch und Karl Motschmann, Beisitzer: Ernst Wicklein als Schriftführer.
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